MyoFaszial-Kinematik
Was ist MyoFaszial-Kinematik?
Die MyoFaszial-Kinematik oder auch MyoFascial-Kinematik nach Mike Hübner ist eine manuelle Regulationstherapie, die sich mit den Ursachen der Schmerzentstehung beschäftigt. Behandelt wird am muskulären (myo) und am faszialen (bindegewebigen) System des Bewegungsapparates.
Muskeln und Faszien können nicht getrennt voneinander betrachtet und damit auch nicht unabhängig voneinander erfolgreich behandelt werden. Sie gehören zusammen und ergänzen sich in ihren Aufgaben und Funktionen. Es gibt keinen Muskeltonus ohne entsprechende Faszienspannung und keine Faszienspannung ohne Muskeltonus. Man spricht hier von der „myofaszialen Einheit“.
Die Muskulatur muss und wird völlig anders behandelt und trainiert als Faszien. Dies ist ein wesentlicher Aspekt bei einer ganzheitlichen und auf Dauer erfolgreichen funktionellen Behandlung. Und genau dieses ganzheitliche Denken und Behandeln macht die MyoFaszial-Kinematik als Behandlungskonzept so effektiv und wirkungsvoll.
Der biologische Körper ist kein Zufallsgebilde, sondern unterliegt mathematisch erfassbaren, geometrischen Bewegungsgesetzen (Kinematik). Das gesamte Behandlungskonzept der MyoFaszial-Kinematik ist also aus der gesunden Funktion (Physiologie) des Körpers erklärbar.
Das heißt für alle Schmerzgeplagten und chronischen Schmerzpatienten, die bislang von der Schulmedizin erfolglos behandelt oder austherapiert wurden: Schmerzen und Schmerzentstehung sind erklärbar und logisch nachvollziehbar, also therapierbar!
Was ist das Besondere an der MyoFaszial-Kinematik?
Wie es der Name MyoFaszial-Kinematik schon andeutet, werden hier beide Systeme – Muskel- und Fasziensystem – gleichermaßen in die Behandlung einbezogen. Dabei ist es extrem wichtig zu wissen, dass für beide Strukturen unterschiedliche Behandlungstechniken und dazugehörige Übungen notwendig sind.
Andere Therapieformen beschäftigen sich meist hauptsächlich entweder mit den Faszien oder mit den Muskeln.
Die völlig logische Zusammenführung der beiden Strukturen beim funktionellen Behandeln liegt auf der Hand und macht diese Therapieform so einmalig.
Die MyoFaszial-Kinematik besteht aus drei Säulen:
- Der Behandlung am myofaszialen System
- Den Längenkraft-, Faszien- und Mobilisationsübungen
- Einem funktionellen Ganzkörpertraining, in dem man seine wieder erlangte Beweglichkeit nutzen kann, um Kraft, Geschmeidigkeit und Körperwahrnehmung zu verbessern.
(Das funktionelle Ganzkörpertraining ist enorm wichtig, nachdem der Körper durch das Behandeln und die Übungen wieder ins Lot gekommen ist. Viele Menschen vergessen immer wieder, dass Leben Bewegung bedeutet und Beweglich- und Geschmeidigkeit nicht den Kindern vorbehalten ist. Nur durch Vernachlässigung des Körpers und/oder einseitigen und unfunktionellen Sport werden wir steif und unflexibel.)
Wie funktioniert die MyoFaszial-Kinematik?
Die muskuläre Sicht
Schmerz ist ein Teil des Körperbewusstseins. Normalerweise ist ein gesunder und schmerzfreier Muskel elastisch, kräftig, flexibel und gut durchblutet. Genau so nehmen wir diesen Muskel dann auch wahr. Wir spüren die Kraft, wenn wir diesen Muskel aktivieren. Umgekehrt kann aber ein Muskel auch verspannen, verkürzen und dadurch schwächer werden. Auch dies würden wir wahrnehmen, mit einem Gefühl von Schwäche oder Kraftlosigkeit.
Jeder Muskel hat einen Gegenspieler. Bei Anspannung verkürzt sich der aktive Muskel, und sein Gegenspieler muss sich entsprechend verlängern. Stellen Sie sich dafür einfach Ihren Bizeps (aktiver Muskel) vor, den Sie anspannen und dabei anbeugen. Jetzt muss sich der Trizeps (Gegenspieler) auf der anderen Seite entsprechend verlängern. Kann er das nicht, z.B. durch Verspannung oder Verkürzung, wird ein Schmerzsignal an den aktiven Muskel (Bizeps) gesendet, um Selbstschädigungen zu vermeiden. Das heißt, die Ursache für den Schmerz liegt nicht am schmerzenden Muskel, sondern am Gegenspieler, in unserem Fall dem Trizeps. Diese Kenntnis ist für eine auf Dauer erfolgreiche Therapie ganz entscheidend. Und deshalb funktioniert die MyoFaszial-Kinematik auch genau so: Wir behandeln nicht dort, wo sich der Schmerz bemerkbar macht, sondern auf der anderen Seite, der vermeintlich gesunden und schmerzfreien Seite.
Klingt simpel? Ist es auch. Leider kommen viele Menschen erst, nachdem sie eine Vielzahl anderer Behandlungsmethoden ausprobiert und eine wahre Ärzteodyssee hinter sich haben. Dies macht dann leider die wirklich langandauernden Behandlungen notwendig.
Die fasziale Sicht
Faszien ziehen sich durch unseren gesamten Körper. Sie umhüllen Muskeln, Organe, Gefäße etc. Es ist unheimlich wichtig, sie geschmeidig und flexibel zu halten, damit der Körper optimal funktionieren kann.
Was man über die Faszie spüren kann, ist wie steif oder flexibel sich unser Körper anfühlt. Natürlich signalisieren Faszien dem Körper auch Schmerzen, aber nicht diese typischen Bewegungsschmerzen, die durch muskuläre Verspannungen und Verkürzungen entstehen. Zum Beispiel hat die Rückenfaszie sehr viele Reparaturzellen, das heißt, dass sie sehr stark mit Schmerzsensoren besiedelt ist. Wird die Rückenfaszie jetzt durch permanentes Anspannen und auf Zug arbeiten müssen überdehnt (durch die im vorderen Bereich verkürzten Bauch-und Hüftbeugemuskeln), dann ist sie irgendwann überlastet und tut einfach nur noch weh. In diesem Fall ist das myofasziale bewegungsgeometrische Gefüge zu stark gestört. Hier ist es ganz wichtig, zwischen Muskelschmerzen und Faszienschmerzen zu unterscheiden und entsprechend zu behandeln.
Die Verschmelzung in der myo-faszialen Behandlung
Alles was im biologischen Körper die Bewegungsbahnen der jeweiligen Muskelfasern stören kann, wirkt als Schmerzverursacher. Das heißt, Schmerz ist das Resultat gestörter Bewegungsbahnen.
Darum wird zuerst an den Muskelrezeptoren behandelt. Es werden ganz bestimmte Regulationspunkte der Muskulatur durch Druck stimuliert. Dieser Reiz wird an das Gehirn weiter geleitet, und von dort aus wird das Spannungsmuster der jeweiligen Muskulatur/ Muskelfasern reflektorisch reguliert, sprich die Spannung in diesem Bereich wird runtergefahren.
Wenn sich der Muskel wieder problemlos in seiner vorgesehenen Bewegungsbahn bewegen kann, ist das Problem behoben. Gleichzeitig oder falls dieser erste Schritt nicht reicht, werden in den nächsten Schritten die Faszien behandelt, da Faszien auch zum Verkürzen, Verspannen, Verfilzen oder sogar zum Verkleben neigen. Da unser Körper in Muskel-/ Faszienketten arbeitet, behandeln wir immer im Gesamtsystem, sprich von Kopf bis Fuß.
Am Schluss steht der Übungsteil. Hier zeigen wir unseren Patienten speziell auf sein individuelles Problem zugeschnittene Muskel- und Faszienübungen. Ziel ist das „Wiedererarbeiten“ und Wahrnehmen von Bewegungen mit Hilfe des Therapeuten und speziellen Übungen. Um einen dauerhaften Erfolg zu gewährleisten, ist es wichtig, diese auch zuhause regelmäßig durchzuführen.
Wem kann die MyoFaszial-Kinematik helfen?
Generell erst mal allen Menschen mit „unerklärlichen“ Schmerzen.
Die meisten Patienten haben schon eine lange Odyssee mit vielen MRTs, Röntgen, Kernspintomographien, verschiedenen Behandlungsansätzen, Krafttraining im Rehabereich usw. hinter sich. Also wurde meist von schulmedizinischer Seite alles abgeklärt und nichts Greifbares gefunden.
Da die MyoFaszial-Kinematik eine ganz andere Sicht auf die Probleme hat, können wir oft schnell und anhaltend helfen. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob es sich um organische oder muskuläre Probleme handelt. Da sich die Faszien durch den ganzen Körper ziehen, sprich Muskeln, Organe, Gefäße etc., und überall miteinander verbunden sind, kann es z.B. passieren, dass wenn die Bauch,- und Hüftbeugemuskulatur verkürzt, dadurch auch die Faszien höhere Spannungen aufbauen. Dadurch wiederum können die Organe im Bauchbereich eingeengt werden. Dies könnte soweit gehen, dass man z.B. beim Wasserlassen ein Brennen verspürt wie bei einer Blasenentzündung. Bei den medizinischen Untersuchungen würde man keine organischen Erkrankungen feststellen können, da ja „nur" die Muskeln und Faszien verspannt und verkürzt sind.
Ein weiteres Beispiel: Ein Patient kam wegen Rückenschmerzen. Während der Behandlung wurde auch in seine Unterschenkelmuskulatur gedrückt. Nach kurzer Zeit fiel ihm daraufhin auf, dass sein Ohr, welches immerzu verstopft war, während des Drückens in die Muskulatur aufging und sein ständig trockenes Auge auch besser wurde (beides auf der Seite, wo gedrückt wurde).
Es gibt natürlich etliche andere Beispiele, aber schon nur aus diesen beiden ist ersichtlich, dass die MyoFaszial-Kinematik bei vielen Problemen und Schmerzen, wo die Schulmedizin nicht weiter kommt bzw. die Schmerzen nur durch Medikamente unterdrückt, meist erfolgreicher und vor allem ursächlich helfen kann.